Sicherlich haben die meisten von uns heute schon einmal in einen Spiegel geschaut. Spiegel gehören zu unserem Alltag und unserer Körperpflege dazu.
„Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“, fragt ein uns allen bekannter Märchenspiegel. Ein Blick in einen Spiegel kann manche Wahrheiten verraten, und das nicht nur im Märchen. Mit einem Spiegel kann man sogar um die Ecke gucken oder Dinge sehen, die sonst nicht zu erkennen wären. Ein Spiegelteleskop ermöglicht sogar einen Blick in verborgene Welten.
Doch ein Spiegelbild ist nicht die volle Realität, es spiegelt nur die Wirklichkeit und gibt ein Bild von ihr. Manche Spiegelbilder im Spiegelkabinett auf dem Jahrmarkt verzerren die Wirklichkeit so sehr, dass man nur noch darüber lachen kann.
„Jetzt schauen wir in einen Spiegel, und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht“ (1Kor 13,12). Mit diesen Worten versucht Paulus in der Bibel im 1. Brief an die Gemeinde in Korinth die Wirklichkeit Gottes in unserer Zeit zu erklären. Er meint, die Welt ist so voll von Gottes Wirklichkeit und Liebe. Doch wir können seine Gegenwart jetzt nur wie in einem Spiegelbild wahrnehmen. Beim ersten Hinsehen erscheint Vieles gerade in dieser schwierigen Zeit als sinnlos und unvollendet. Wer aber genau hinschaut, der kann tiefer und mehr sehen. Gerade jetzt im Frühling können wir wieder das Wachsen des Lebens in der Natur bewundern, das von der Kraft des Lebens spricht und etwas vom Schöpfer spiegelt.
Wir Menschen sind Geschöpfe Gottes, Abbilder, ja sein Spiegel. Eine kleine Seite von Gottes Wirklichkeit spiegelst auch du wieder – Vergiss es nie, du bist ein Gedanke Gottes!
Heinz Werner,
kath. Pfarrer in Querfurt