Wer zurzeit am frühen Morgen zum Sternhimmel hinauf blickt, hat wieder Gelegenheit neben den Frühlingssternbildern einige Planeten zu sehen. So sind der Mars, der Jupiter und Saturn zu sehen. Und da ich oft bei Beobachtungsabenden gefragt werde, wie die Planeten zu ihren Namen gekommen sind, möchte ich heute darüber schreiben.
Ein Grund für die Benennung der Planeten ist der sogenannte Astralkult. Das ist die Verehrung von Himmelskörpern in Form von Gottheiten, die in fast allen antiken Hochkulturen vorkam. Die frühen Astralkulte entwickelten sich in vielen Kulturen zur Astrologie weiter, der ungleichen Schwester der Astronomie. Die Himmelsbeobachtungen im damals hochentwickelten Babylon lieferten die Grundlage für die griechische Astronomie in der Antike. Diesem Astralkult liegt der Versuch zugrunde, unerklärliche Erscheinungen bei den Gestirnen, ihren Bewegungen und Konstellationen als göttliche Macht zu interpretieren.
Wie man aus Beobachtungen und Aufzeichnungen wusste, wiederholten sich viele Vorgänge am Himmel. Die bekanntesten Beispiele für die Astralkulte sind etwa der heliakische Aufgang des Sirius im alten Ägypten, das Auftreten der Venus als Morgen- und Abendstern, wie auch die wiederkehrenden Bewegungen von Sonne und Mond.
Das bekannteste Beispiel war der heliakische Aufgang des Sirius, also der erste Aufgang des Sterns Sirius am Morgen vor der Sonne im Alten Ägypten als Bringer der Nilflut. Für die Ägypter begann mit der Überschwemmung des Niltals die für den Anbau und die Aussaat wichtige Bewässerung und Versorgung mit dem fruchtbaren Nilschlamm.
Welche Planetennamen existieren nun?
Fangen wir mit den mit bloßen Auge beobachtbaren Planeten an: Jupiter, der größte aller Planeten, wurde als eines der hellsten Objekte des Nachthimmels nach dem römischen Hauptgott Jupiter benannt, vergleichbar mit dem griechischen Göttervater Zeus. In Babylonien galt Jupiter wegen seines goldgelben Lichts als Königsstern (siehe auch Stern von Bethlehem). Sein Symbol F stellt den Blitz dar.
Saturn, der zweitgrößte Planet mit dem markanten Ringsystem ist nach dem römischen Gott des Ackerbaus benannt. Sein astronomisches Symbol G repräsentiert die stilisierte Sichel des Ackerbaus.
Der Mars wurde wegen seiner orange- bis blutroten Farbe nach dem römischen Kriegsgott Mars benannt und wird oft auch als der Rote Planet bezeichnet. Diese Färbung geht auf rostroten Eisenoxid-Staub zurück, der sich auf der Oberfläche und in der dünnen CO2-Atmosphäre verteilt hat. Sein Symbol E stellt Schild und Speer eines Kriegers dar.
Das astronomische Symbol D des Planeten Venus gilt als stilisierte Repräsentation des Handspiegels der namensgebenden römischen Liebesgöttin Venus.
Merkur wurde nach dem römischen Gott Mercurius benannt. Sein Name geht auf das lateinische Wort merx, Ware, zurück. Er wurde mit dem griechischen Gott Hermes gleichgesetzt. Dessen Herkunft und übrige Eigenschaften wurden auf ihn übertragen. Er gilt als der „Götterbote“, Gott der Händler und der Diebe. Das Symbol C stellt Merkurs Flügelhelm und Hermesstab dar.
Uranus wurde 1781 von Wilhelm Herschel entdeckt und ist nach dem griechischen Himmelsgott Uranos benannt. Er stellt in der griechischen Mythologie den Himmel in Göttergestalt dar und herrscht in der ersten Generation über die Welt der ältesten Götter der Elemente. Das astronomische Symbol des Uranus H ist dem Marssymbol ähnlich. Im Unterschied zu diesem hat der Kreis einen Zentralpunkt, und der Pfeil auf dem Kreis steht senkrecht.
Als letzter sei der Gasplanet Neptun genannt, benannt nach dem römischen Gott des Meeres und der Fließgewässer. Sein Zeichen ♆ ist ein stilisierter Dreizack, die Waffe des Meeresgottes Neptun. Neptun wurde im Jahr 1846 aufgrund von Berechnungen aus Bahnstörungen des Uranus durch den französischen Mathematiker Urbain Le Verrier von dem deutschen Astronomen Johann Gottfried Galle in der Berliner Sternwarte entdeckt.
Wussten Sie, dass auch die Namen der Wochentage eng mit den Planetennamen zusammenhängen?
Die sieben Tage der babylonischen Woche wurden nach den mit bloßem Auge sichtbaren Wandelsternen des geozentrischen Weltbilds Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus, Saturn benannt, die zum Zeitpunkt der Benennung als Götter selbst angesehen wurden. Diese Namen sowie der Götterglaube wurden von den Griechen und Römern übernommen. Als die Germanen diese Namen im 4. Jahrhundert kennenlernten, benannten sie diese nach den Namen der den römischen Göttern ungefähr entsprechenden germanischen Göttern um. Im Zuge der Christianisierung wurde zu einem späteren Zeitpunkt versucht, diese heidnischen Namen wieder zurückzudrängen, was aber im deutschsprachigen Raum nur beim Mittwoch und Samstag gelang.
Sonntag war der erste Tag der Woche und galt als Tag der Sonne.
Der zweite Tag der Woche Montag galt als Tag des Mondes.
Der dritte Tag galt als Tag des Mars, dessen Gott dem germanischen Gott Tyr oder Ziu entspricht, woher sich der deutsche Dienstag und der englische Tuesday ableiten.
Der vierte Tag galt als Tag des Merkur, dessen Gott dem germanischen Gott Wodan (Odin) gleichgesetzt wurde, woraus sich der englische Wednesday ableitet. Die deutsche Bezeichnung Mittwoch geht auf christlichen Einfluss zurück und deutet auf den mittleren Tag der Woche hin.
Der fünfte Tag galt als Tag des Jupiters, dessen Gott mit dem germanischen Gott Donar (Thor) gleichgesetzt wurde, woraus sich der deutsche Donnerstag und der englische Thursday ableiten.
Der sechste Tag galt als Tag der Venus, die mit der germanischen Göttin Frija gleichgesetzt wurde, woraus sich der englische Friday und der deutsche Freitag ableiten lassen.
Der siebte und letzte Tag galt als Tag des Saturn, englisch Saturday, die deutsche Bezeichnung Samstag geht auf den jüdischen Sabbat zurück. Die norddeutsche Bezeichnung Sonnabend geht auf die germanische Tageseinteilung zurück, in der ein Tag mit dem Abend begann.
Ich hoffe, ein wenig Licht in das Dunkel der Namensgebung gebracht zu haben und wünsche Ihnen viel Spaß beim Beobachten der Planeten über unserem schönen Örtchen Steuden.
Ihr Holger Verch aus der Fliederstraße