Eine besondere Botschaft

Besondere Botschaft Pfarrer Rösiger

Jedes Jahr wird von der Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen ein Vers aus der Bibel als Jahreslosung ausgewählt. Für das Jahr 2020 lautet er: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben“ (Markus 9,24).

Dieser Vers steht im Evangelium nach Markus. Es ist gegen 70 n. Christi Geburt niedergeschrieben worden. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es hauptsächlich mündliche Überlieferungen von Jesu Leben und Wirken. Diese wurden in den christlichen Gemeinden erzählt und ausgelegt. Bis ein Mann namens Markus all das, was er gehört und gelesen hatte, schriftlich zusammenfasste. Eine dieser überlieferten Geschichten handelte von einem Vater, dessen Sohn seit der Geburt an der unheilbaren Krankheit Epilepsie litt. Der Vater hatte alle Möglichkeiten ausgelotet, die es damals gab. Er hatte Ärzte zu Rate gezogen, hatte Wunderheiler angesprochen und natürlich im Tempel gebetet. Der Erfolg – die Heilung seines Sohnes – blieb aus. Seine Hoffnung war nach all den Jahren auf ein Minimum geschrumpft. Schließlich begegnet er Jesu Jünger, die seinem Sohn auch nicht helfen können. Es bleibt ihm Jesus selbst. Zu ihm sagt er: „Wenn du kannst, so hilf uns.“ Jesus entgegnete: „Du sagst, wenn du kannst – alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“ Der Vater in seiner Verzweiflung ruft:

„Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“

Rosenkranz

Ich übersetze das so: Jesus, ich will dir ja glauben, aber nach all der Zeit, nach all den gescheiterten Versuchen, habe ich einfach Angst, wieder enttäuscht zu werden. Ich glaube an dich, Jesus. Und will dir gegenüber aber auch ehrlich sein und meine Zweifel nicht verschweigen. Jesus honoriert diese Grundehrlichkeit des Mannes und heilt seinen Sohn. Liebe Leser, die Auslegung der Jahreslosung ist das Eine. Wichtiger ist allerdings die Beantwortung der Fragen: Was haben diese Worte mit uns und unserem Leben als Christen hier und heute zu tun? Welche Botschaft vermitteln sie uns?

Jeder von uns hat seine persönliche Geschichte mit dem christlichen Glauben. Jeder von uns hat seine ganz persönlichen Erfahrungen mit Gott. Damit verbunden sind zum einen dankbare Erlebnisse. Erlebnisse, die uns Gott loben lassen. Andererseits gibt es auch Erlebnisse, die wir nicht einordnen können und die uns bedrängen. Erlebnisse, Erfahrungen, die uns zweifeln lassen und manchmal in Verzweiflung bringen.

Ich meine, jeder von uns hat solche Situationen kennengelernt. Zwei Beispiele:

  1. Der frühe Tod eines Menschen kann derartig auf seine Angehörigen wirken, dass sie die Welt und eben auch Gott nicht verstehen können. Ich erinnere mich an Menschen, die ein Alter von 36, von 42, von 56 Jahren erreicht hatten und sterben mussten. Ich erinnere mich auch daran, dass der Ehepartner, die Kinder zutiefst erschüttert und verstört waren. Unweigerlich kam dann die Frage auf: Warum lässt das Gott zu?
  2. Eine schwere Krankheit, die im wahrsten Sinne des Wortes, aus dem Nichts kommt und das gewohnte Leben infrage stellt, ist eine Herausforderung, der sich auch Christen immer wieder stellen müssen. Auch hier schwingt dann oft die leise oder laut gestellte Frage mit: Warum Gott? Gott zu vertrauen, ihm Gutes für die eigene Person zuzutrauen, ist einfach, wenn das Leben in gesicherten, vertrauten Bahnen verläuft. Wenn das Leben gelingt und wir Menschen zufrieden mit unserer Situation sind. Schwieriger wird es dann, wenn mit Leid Verbundenes unseren Alltag unterbricht oder sogar abbricht. Dann können wir an Grenzen kommen, eben auch an Grenzen unseres Vertrauens in Gott.

Wichtig in diesem Zusammenhang sind folgende Botschaften:

  1. Dass wir, wenn es uns betrifft, nicht durch andere verteufeln lassen oder andere Betroffene verteufeln. Glaube und Zweifel sind Geschwister.
  2. Dass wir zu unseren Zweifeln stehen, denn das macht uns glaubwürdig vor Gott und anderen Menschen.
  3. Dass wir in allem Zweifeln, immer wieder Gottes Zuspruch und Nähe suchen. Sei es durch die Worte der Hlg. Schrift, sei es durch Gebet, sei es durch Stille oder Aufbegehren.

Zuletzt ein Wunsch an Gott: Dass Sie, dass ich, dass Christen immer sagen können, was der Vater sagte: Du, Gott, ich bin so zerrissen. Ich glaube dir ja! Aber hilf mir, denn der Unglaube klopft an meine Tür.

Pfarrer Rösiger

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