Frühlingsbeginn
Astronomisch begann der Frühling dieses Jahr am Sonntag, dem 20. März 2022 um 16:33 Uhr mitteleuropäischer Zeit (MEZ). Wie ich im letzten Jahr ausgeführt habe, verlagert sich der Termin immer weiter in Richtung 19. März, weg vom vertrauten 21. März, den wir lange Zeit als Merk-Termin für den Frühlingsbeginn hatten. Der Hinweis MEZ, der mitteleuropäischen Zeit, hat damit zu tun, dass wir ja seit dem 27. März 2022 wieder die Sommerzeit haben.
Sommerzeit
Wie kam es eigentlich dazu? Wo liegen die Ursprünge?
Obwohl die Stadt Port Arthur (heute Thunder Bay) in der kanadischen Provinz Ontario bereits 1908 mit einer jährlichen Zeitumstellung experimentierte, waren Deutschland und Österreich-Ungarn die ersten Länder weltweit, die jährliche Zeitumstellungen flächendeckend einführten. Vor über 100 Jahren, im Jahr 1916, drehte man hier erstmals an den Uhren. Dass die jährlichen Zeitumstellungen 1916 eingeführt wurden, ist kein Zufall: Der Erste Weltkrieg (1914 – 1918) machte Energie zum überlebenswichtigen Gut und verwandelte Sparsamkeit vom noblen Gedanken zu einer kriegsentscheidenden Notwendigkeit.
So wurde zum Ende des Krieges die Sommerzeit auch prompt wieder abgeschafft – um von den Nationalsozialisten im Kriegsjahr 1940 wieder eingeführt zu werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Deutschland keine einheitlichen Regeln zur Zeitumstellung, da diese von den vier Besatzungsmächten unabhängig voneinander bestimmt wurden. Dies führte zeitweise zu chaotischen Zuständen.
Beispiel 1945: In diesem Jahr dauerte die Sommerzeit in der sowjetischen Besatzungszone, inklusive Berlin, etwa zwei Monate länger als in den übrigen Gebieten. Zudem verordneten die Sowjets vom 24. Mai bis zum 24. September 1945 eine doppelte Sommerzeit (“Hochsommerzeit”), die mit der Ortszeit in Moskau übereinstimmte und sich damit um zwei Stunden von der Normalzeit in Deutschland abhob.
Von 1949 bis 1980 gab es in Deutschland keine Sommerzeit. Bereits 1977 hatten viele europäische Länder die Zeitumstellung jedoch wieder eingeführt – eine energiepolitische Reaktion auf die Ölkrise von 1973. Nachdem die DDR-Führung 1979 überraschend mitgeteilt hatte, im kommenden Jahr ebenfalls die Sommerzeit einführen zu wollen, zog die Bundesrepublik nach: Am 6. April 1980 begann in beiden deutschen Staaten simultan die erste Sommerzeitperiode seit dem Zweiten Weltkrieg.
Seit 1996 gilt für Deutschland und alle anderen Mitglieder des Europäischen Wirtschaftsraumes (inklusive Schweiz, exklusive Island) eine einheitliche Regelung zur Zeitumstellung. Die Uhren werden jedes Jahr am letzten Sonntag im März um 2:00 Uhr eine Stunde vorgestellt und am letzten Sonntag im Oktober um 3:00 Uhr eine Stunde zurückgedreht (Quelle: Konstantin Bikos – Timeanddata.de).
Nun zum aktuellen Sternhimmel
Welche Planeten sind zu sehen? In den Abendstunden leider keine! Erst in den frühen Morgenstunden erscheinen Saturn, Jupiter und Mars kurz vor Sonnenaufgang.
Welches sind nun die Sternbilder der Jahreszeit?
Um uns orientieren zu können, benötigen wir zuerst die nördliche Himmelsrichtung. Wir suchen dazu erst einmal den großen Wagen auf und verlängern seine hinteren beiden Kastensterne fünfmal. So kommen wir zum kleinen unscheinbaren Polarstern. Er ist der einzige Stern, der seine Position am Himmel nicht verändert. Von ihm aus gehen wir senkrecht nach unten und dort ist die nördliche Himmelsrichtung und liegt Etzdorf.
Im Osten in Richtung Kraftwerk Leuna kann man schon die drei Sommersternbilder Adler, Schwan und Leier mit ihren Hauptsternen Atair, Deneb und Wega erkennen. Im Süden, also in Richtung Schafstädt, knapp über dem Horizont geht das prächtige Sternzeichen Skorpion auf, das man gut an seinen gefächerten Zangen erkennen kann.
In südwestlicher Richtung sind sehr gut die drei Sternbilder des Frühlings zu sehen. Der Himmelsjäger Bootes mit seinem Hauptstern Arktur auf halber Höhe zum Zenit, etwas rechts darunter das Sternzeichen Jungfrau mit ihrem Hauptstern Spica und zu guter Letzt in südwestlicher Richtung über dem Jupiter das Sternzeichen Löwe mit seinem Hauptstern Regulus. Die drei Hauptsterne Arktur, Spika und Regulus bilden das Frühlingsdreieck.
Wussten sie, dass dieses Jahr 2022 vier Finsternisse stattfinden werden: zwei partielle Sonnenfinsternisse und zwei totale
Mondfinsternisse? Während die partielle Sonnenfinsternis vom 30. April von Mitteleuropa aus nicht beobachtet werden konnte, ist die partielle Sonnenfinsternis vom 25. Oktober hierzulande in den Vormittags- und Mittagsstunden gut zu beobachten.
Die totale Mondfinsternis vom 16. Mai konnte in den frühen Morgenstunden von Mitteleuropa in ihrer ersten Hälfte beobachtet werden. Noch vor Mitte der Finsternis ging der Mond jedoch unter. Die totale Mondfinsternis vom 8. November bleibt in unseren Gegenden unsichtbar.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen wieder Interessantes und Neues aufzeigen. Bei weiterführenden Fragen stehe ich ihnen gerne Rede und Antwort. Viel Spaß beim Beobachten wünscht
Holger Verch
aus der Fliederstraße