Von der Weihnachtsgeschichte

Herbergssuche an Weihnachten

(aus „Gedanken für ein paar Minuten“ von Gottfried Hänisch Evangelische Verlagsanstalt GmbH Berlin, 1982)

Manchmal glaube ich das alles gar nicht,
die Geburt des Kindes und die Geschichte von den Engeln
und den Hirten und von den Tieren im Stall –
die Sache mit den Tieren vielleicht,
seitdem ich mich selber kenne, liebe ich die Tiere.

Manchmal glaube ich das alles gar nicht,
dass es wichtig sei, sich Heiligabend etwas zu schenken
und einen Baum geschmückt ins Zimmer zu stellen
und besonders nett zueinander zu sein
und Lieder zu singen –
Lieder singen, das ja, vielleicht.

Manchmal glaube ich das alles gar nicht,
dass es die Stille Nacht und die Heilige Nacht gibt,
dass Weihnachten das schönste Fest im Jahr sei,
weil dann Schnee leise rieselt
und es nach Pfefferkuchen duftet –
Pfefferkuchen mag ich, die schon.

Manchmal glaube ich aber, es ist doch gut,
dass es die Geburt von Bethlehem gibt, den Stall und die Krippe
und vor allem das Kind, vor allem das.
Ein kleines Kind ist noch nicht böse, noch nicht falsch,
ein kleines Kind spinnt keine Intrigen,
es spielt seine Macht nicht aus.

Manchmal glaube ich aber, dass es doch gut ist,
die Geschichte von den armen Leuten wieder zu hören,
von der Flüchtlingsfamilie, die gerade besitzt,
was sie auf dem Leibe hat, die in dem Loch der Armut hockt,
bis das Licht kommt,
bis es hell wird,
ein Schimmer von Hoffnung.
Und es ist gut, dass es die Hirten waren, die als erste die Gute
Nachricht hörten, einfache Leute, raue Gesellen, harte Burschen,
wo doch sonst alles so übergescheit zugeht,
so gekonnt und perfekt.
Manchmal glaube ich das –
Und bin dann ganz froh.

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