Als ich am 26. Februar 2021 als Au-pair nach Deutschland flog, wurde mir schon im Flugzeug nach Berlin bewusst, dass jetzt die Reise meines Lebens beginnt. Am Flughafen Berlin erwarteten mich meine Gasteltern. Sie waren sehr nette Leute. Mit meiner ersten Familie habe ich mich von Anfang an sehr gut verstanden. Mit den drei Kindern kam ich sofort gut zurecht. Das war nicht schwer für mich, weil ich Kinder liebe. Aber als ich hierherkam, war mein Deutsch nicht so gut und ich hatte Schwierigkeiten mich zu verständigen.
Nach 2 Wochen habe ich beschlossen die Familie zu wechseln, da ich in Potsdam viel Auto fahren musste und ich mich im Stadtverkehr noch nicht so sicher fühlte. Am 18. März bin ich dann mit dem Zug von Berlin nach Halle zu einer anderen Gastfamilie gefahren. Damals hatte ich ein bisschen Angst, weil alles neu war: ein ganz anderes Land, neue Sprache, andere Kultur und mein Deutsch war auch noch nicht so gut.
Am Bahnhof Halle wartete bereits Theresa, meine Gastmutter, mit ihrer Mutter und einem kleinen Baby auf mich. Das kleine Baby heißt Franz. Er hat wie ein Engel geschlafen und ich kann mir jetzt schon nicht mehr vorstellen ihn nicht mehr täglich zu sehen, wenn das Au-pair Jahr im Februar 2022 vorbei ist.
Meine neue Familie wohnt in der Nähe von Halle in Teutschenthal OT Etzdorf. Theresa und ihre Mutter waren sofort sehr nett mit mir. Wir haben uns die ganze Zeit bis Etzdorf gut unterhalten. Nach 20 Minuten waren wir da. Hier ist ein kleines, aber schönes Dorf. Sie wohnen in einem großen Hause mit schönem Park und einem ganz großen Hof. Ich habe alle kennengelernt. Mein Gastvater ist auch sehr nett und sie haben drei niedliche Jungen. Der älteste heißt Louis, der zweite Philipp und das Baby, er war erst zwei Wochen alt, Franz. Wir haben alle zusammen Abendessen gegessen, es war so schön, weil es für mich alles neu war. Zum Beispiel kannte ich nicht alle deutschen Gerichte, weil es in Deutschland viele Produkte gibt, die es in meiner Heimat nicht gibt.
Meine Gasteltern sind immer interessiert daran, etwas über mein Heimatland Tadschikistan zu erfahren, weil sie nichts Näheres über Tadschikistan wussten. Bald fiel mir auf, dass wenige Menschen in Europa wissen wo Tadschikistan überhaupt liegt.
Tadschikistan liegt in Zentral Asien. Es grenzt an Usbekistan, Afghanistan, Kirgisistan und China. Es ist ein gebirgiges Land mit vielen Seen. Unsere Natur ist wunderschön und unser Wasser besonders gesund, weil es direkt aus den Bergen kommt. Die Hauptstadt, in der ich aufgewachsen bin, heißt Duschanbe. Das Klima in Tadschikistan ist sehr heiß, besonders im Sommer kann es bis zu 45 Grad heiß werden. Aus diesem Grund wird bei uns viel Gemüse und Obst angebaut, wie zum Beispiel Wassermelonen, Honigmelonen, Tomaten und Kartoffeln. Jedes Jahr im Oktober feiern wir ein großes Fest mit saisonalem Gemüse und Obst. Gerade war das „Melonenfest“. In verschiedenen Städten und kleinen Dörfern werden Melonen verkauft, es gibt viele spezielle Gerichte mit Honigmelonen zum Probieren.
Die tadschikische Küche ist besonders lecker. In Etzdorf koche ich oft meine Lieblingsrezepte,z. B. die tadschikische Spezialität „Sambusa“: Teigtaschen mit Fleisch- und Gemüsefüllung. Meine Gastfamilie liebt das Essen. Tadschiken essen grundsätzlich viel Fleisch, besonders Rindfleisch.
Hier in Deutschland gefiel es mir auf Anhieb sehr gut. Mir fiel besonders auf, dass die Menschen in Deutschland sehr freundlich sind. Wenn ich zum Beispiel nach dem Weg fragte, halfen sie mir immer sehr höflich, egal ob im Supermarkt, in der Straßenbahn oder auf der Straße.
Auch in meiner Gastfamilie fühlte ich mich wie ein richtiges Familienmitglied. Wie feiern viele Feiertage gemeinsam: Kindergeburtstage und große Feste. Wir gehen oft zusammen mit den Kindern ins Museum, Eis essen oder besuchen ihre Freunde. Sie organisieren immer etwas, damit ich mich nicht langweile und die Region und neue Menschen kennenlerne. Da ich in der Großstadt aufgewachsen bin, hatte ich erst Sorge, dass ich mich in Etzdorf einsam fühlen könnte oder mich langweilen würde. Aber hier habe ich die Ruhe und Weite und die Natur sehr schätzen gelernt. Besonders der schöne Park in Etzdorf gefällt mir sehr gut.
Da ich schon das zweite Au Pair bei meiner Gastfamilie bin, haben sie schon viel Erfahrung. Hier fühlte ich mich noch nie ausgeschlossen oder einsam. Tagsüber helfe ich meinen Gasteltern mit den Kindern, da beide Eltern viel arbeiten müssen. Ich kümmere mich vor allem um das Baby, koche Mittagessen (manchmal auch tadschikische Gerichte) und helfe im Haushalt mit. In Halle gehe ich in eine Sprachschule um mein Deutsch zu verbessern.
Meine Gastmutter hilft mir auch viel. Zum Beispiel bei meiner Bewerbung um eine Ausbildung als Pflegefachfrau. In meiner Heimat habe ich bereits ein Medizinstudium abgeschlossen. Ich liebe die Arbeit mit Patienten und möchte daher unbedingt in der Krankenpflege arbeiten. Die Anerkennung meiner Ausbildung in Deutschland ist aber sehr schwierig. Deswegen wurde mir geraten als Krankenschwester quereinzusteigen. Mein größter Wunsch ist es diese Ausbildung in Halle zu absolvieren, damit ich den Kontakt zu meiner Gastfamilie, den Kindern und meinen neuen Freunden aufrechterhalten und oft nach Etzdorf zurückkommen kann. Denn Etzdorf ist wie eine zweite Heimat für mich geworden.
Gavharoi Narzuelloeva