Leitartikel Winter 23

Quelle: Robina Weermeijer auf Unsplash

Das Gehirn braucht Freunde

Liebe Leserinnen und Leser des Steudener Briefes,

Im wissenschaftlichen Teil der MZ vom 8. August dieses Jahres gab es einen Beitrag unter oben genannter Überschrift. Einige von Ihnen werden ihn vielleicht gelesen oder zumindest überflogen haben. Ich fand ihn so interessant, dass ich ihn gern nochmal aufgreifen möchte. Ein Forschungsteam der Universitätsmedizin Leipzig hat sich mit dem Abbau der grauen Zellen des Gehirns, der bereits ab dem 50sten Lebensjahr verstärkt stattfindet, beschäftigt. Die Forscher wollten wissen, welchen Einfluss soziale Isolation auf das Gehirn hat. Die Probanden der großangelegten Studie waren alle im Alter zwischen 50 und 82 Jahren und wurden als kognitiv gesund eingestuft, d. h. sie litten nicht an Alzheimer oder Altersdemenz. Es zeigte sich, dass Menschen, die über wenig soziale Kontakte verfügten, einen höheren Abbau an der grauen Hirnsubstanz aufwiesen (erkennbar im MRT). Soziale Isolation sei aber nur einer von vielen Faktoren, wie z. B. Bewegungsmangel, wenig gesunde Ernährung oder das Erbgut, die den Abbau beschleunigen können.

Als ganz praktisches Beispiel wurde aufgeführt, dass das Gehirn eines Menschen über 50, der nur einen engen Freund hat, etwa ein Jahr älter ist als das eines anderen, der drei bis vier enge Freunde hat. Dabei können sicherlich auch Verwandte wie Geschwister, Kinder, Onkel, Tante, etc. die Stelle des engen Freundes einnehmen. Wir sehen, wie wichtig es also ist, soziale Isolation bei uns selbst und bei anderen Menschen zu verhindern. Wer in einer größeren Familie lebt und häufig Menschen um sich hat, die ihm nahestehen, ist da schon sehr im Vorteil gegenüber denen, die allein leben oder eben nur zu zweit mit wenig Kontakten nach draußen. Was kann ich tun, wenn ich zu letzterer Gruppe gehöre? „Mir Freunde suchen“, wär da wohl die logische Antwort. Nun, nicht ganz einfach, werden Sie vielleicht sagen, die fallen ja nicht vom Himmel. Nein, ich muss mich auf die Suche machen. Raus gehen (und nicht nur bis zum Bäckerwagen), Angebote von Veranstaltungen wahrnehmen, vielleicht mal in einen Verein schnuppern. Da müssen doch Menschen zu finden sein, die irgendwie auf meiner Wellenlänge schwimmen und einmal zu Freund oder Freundin werden könnten. Es gibt in Steuden einige Vereine: den Sportverein mit diversen Untergruppen (Kegeln, Gymnastik, Handball, …) den Angelsportverein, den UBV, die Volkssolidarität und schließlich auch noch uns, den Oeku, in dessen „Steudener Brief“ sie gerade lesen. Vermutlich ist jeder dieser Vereine glücklich über Zuwachs. Dort, wo sie sich wohlfühlen, werden sie vermutlich auch Freunde finden. Versuchen Sie es doch einmal zu Gunsten Ihrer grauen Zellen. 

Ganz unter uns: Als ich die Überschrift (s. o.) zum ersten Mal gelesen habe, hab‘ ich das „n“ bei „Freunde“ quasi überlesen. Wenn ich es weglasse und „Freude“ übrigbleibt, ist es für mich noch immer total schlüssig. Will sagen: das Gehirn braucht auch Freude, selbst wenn dies vielleicht noch nicht per MRT nachgewiesen sein sollte.

Freude möchten wir Ihnen auch wieder mit dieser Ausgabe des „Steudener Briefes“ machen. Lesen Sie einen Bericht über das nicht zu überhörende Mahagoni-Festival vom 27. bis 30. Juli, über unsere Fahrt nach Dessau, über den Sternenhimmel zu Weihnachten, über unsere „Gedankenbänke“ und was es damit auf sich hat und einiges mehr.

Für die bevorstehende Advents- und Weihnachtszeit wünschen wir Ihnen und ihren Familien trotz allem, was uns in diesen Tagen traurig macht,

reichlich Freu(n)de

Ihre Hildegard Hayessen

und der Oeku

*Quelle Bild: Robina Weermeijer auf Unsplash

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