Keine Menschen – kein Krippenspiel

Steuden

Ende Oktober habe ich Flyer mit eben dieser Überschrift verteilt, in der Hoffnung, dass vielleicht ein paar neue Leute beim Krippenspiel mitmachten. Auf die fast 200 Flyer, die in Steudner Briefkästen gesteckt wurden, hat sich EINE Person gemeldet. Nach der ersten Krippenspiel – Probe musste ich irgendwo meiner Frustration freien Lauf lassen und einmal Klartext mit den Steudnern reden. Also verfasste ich einen langen, offensiven Beitrag auf Facebook (das ist eines dieser sozialen Netzwerke, auf denen Leute im Internet miteinander schreiben). Ich hatte zuerst Angst, diesen Text zu veröffentlichen, weil ich schon mehrmals gesehen habe, wie die Reaktionen auf Beiträge dieser Art enden. Heute, einige Stunden, nette Kommentare und viele „Gefällt Mir“s später, bin ich glücklich, dass ich es getan habe. Damit Sie wissen, worum es geht, hier der Beitrag:

Liebe Steudner (ich weiß, dass die Gruppe für die Gemeinde Teutschenthal ist, aber hier kann ich die meisten erreichen),

Da ihr ja nur Klartext zu verstehen scheint, höre ich jetzt auf damit, euch Honig um den Mund zu schmieren. „Dieses Dorf hat ein Problem mit Desinteresse“ hat mal jemand zu mir gesagt. Dieses Desinteresse ist kein Problem, es ist eine regelrechte Katastrophe! Immer wird sich beschwert, dass nichts angeboten wird für Kinder und Jugendliche, aber wenn man dann mal was macht kommt trotzdem keiner! Ich habe letzten Samstag Flyer für das Krippenspiel ausgeteilt, zwei Stunden lang und das halbe Dorf hat jetzt meine Handynummer. Was hat es gebracht? Ein interessiertes Kind kam – EINES – zusätzlich zu denen, die seit Jahren mitmachen (Danke übrigens an euch, ihr seid toll). Ich weiß, dass viele Leute Kirche und Religion sinnlos finden und dass sechs Tage vor der ersten Probe kurzfristig ist. Trotzdem bin ich enttäuscht davon, wie wenige Leute Interesse daran haben, etwas mitzugestalten. So viele gehen einmal im Jahr in die Kirche – an Weihnachten, trotz ihrer sonstigen Abneigung. Einfach, weil es für sie Tradition ist. Ich sehe dann all die Kinder, die irgendwann unruhig werden und die Eltern, die Mühe haben sie zu beschäftigen. Dann ärgere ich mich, weil diese Kinder doch vorne stehen könnten. Und dabei muss ich mich doch eigentlich darauf konzentrieren, dass beim Krippenspiel alles gut geht!

„Die Lieder sind immer so alt, das finden meine Kinder langweilig“ Dazu kann ich Ihnen sagen, dass ich dieses Jahr poppige, moderne Lieder ausgesucht habe und die mit vielen Kindern besser wirken als mit vielleicht zehn Leuten!

Zusammengefasst: Wenn das mit dem Desinteresse so bleibt, dann gibt es halt nächstes Jahr kein Krippenspiel. Ich kann schon die Stimmen der sonst Desinteressierten hören, die sich dann über das Fehlen der Tradition beschweren…

Wenn Sie mir beweisen wollen, dass Sie doch Interesse haben und etwas mitgestalten wollen; am Freitag, den 17.11.2017 um 17.30 Uhr findet die nächste Probe im Kirchengemeindehaus statt.“

Ich hatte mit bösen Kommentaren gerechnet und bekam stattdessen Unterstützung von Leuten, denen es seit Jahren ähnlich geht. Eine Mutter hat sich dann bei mir gemeldet, dass sie noch einmal mit ihrem Sohn geredet hat und sie das nächste Mal vorbeikommen. Ich möchte Ihnen allen danken, sie haben mich gestern Abend und heute Morgen unglaublich glücklich gemacht!

Wenn Sie als Steudner Brief-Leser gerade ein schlechtes Gefühl hatten oder mir beim Lesen zustimmen, dann kann ich Ihnen sagen, dass das Erzeugen dieses schlechten Gefühls mein Ziel war.

Ich habe sonst immer darauf angesprochen, dass es Leute gibt, die begeistert singen und schauspielern und dass das Krippenspiel die perfekte Gelegenheit wäre, das zu zeigen. Nur hat das wohl bei keinem das Bedürfnis geweckt, auch etwas zu unternehmen. Und der Gedanke, dass ein Schauspiel nur mit genügend Teilnehmern möglich ist, scheint auch niemandem gekommen zu sein. Also musste ich halt darauf hinweisen und vielleicht auch ein wenig drohen, damit es einigen Steudnern mal bewusst wird. Viele scheinen das Krippenspiel für selbstverständlich zu halten und realisieren nicht, dass es jemanden geben muss, der es schreibt und organisiert. Wenn ich nicht so viel Spaß daran und eine scheinbar unendliche Hoffnung hätte, würde ich es nicht mehr machen. Dann bräuchten Sie viel Glück dabei, so jemanden zu finden, der von Seiten der Kirche und der Kinder gleichermaßen respektiert wäre und sich die Zeit dafür nimmt.

Wenn mein eigentlicher Berufswunsch erfüllt worden wäre, würde ich jetzt in Berlin sein und könnte in Sachen Krippenspiel nichts tun. Es ist also gewissermaßen ihr Glück, dass ich Pech hatte. Wenn Sie das jetzt nicht nutzen, dann ist es ihr Pech. Ich konnte nämlich sehen, wie begeistert die Kinder von den Liedern und dem Konzept schienen und sie könnten diese Begeisterung auch schon vor Heiligabend erleben, wenn Sie selbst beim Krippenspiel mitmachen würden. Sie haben die Chance etwas zu tun und unser Dorf mitzugestalten! Also nutzen Sie diese und kommen Sie freitags, 17.30 Uhr ins Kirchengemeindehaus, um die Lieder noch eindrucksvoller zu machen. Vielleicht verschwindet dann auch das schlechte Gefühl, das Sie beim Lesen hatten…

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