… Gemeindeassistent in der kath. Pfarrgemeinde seit 01.09.2021.
Hildegard Hayessen (H. H.): Danke, dass Sie so kurz vor Ihrer Reise nach Rom noch meiner Bitte um ein Interview für den Steudener Brief nachgekommen sind. In dem Flyer, der dem letzten Gemeindebrief beigelegt war, stellen Sie sich und Ihren Werdegang kurz vor. Was hat Sie zum Studium der Religionspädagogik bewogen?
Tim Wenzel: Meine Eltern stammen aus NRW und sind beide katholisch, aber da sie keine Kirchgänger sind, denke ich, dass es nicht ihr Einfluss war, der für meine Berufswahl entscheidend war. Manchmal spielt auch der Zufall eine Rolle. Ich bin in Dessau geboren und in Reppichau aufgewachsen. Ich stand als eines der wenigen katholischen Kinder, im mehr oder weniger regelmäßigem Kontakt mit der Kirchengemeinde: durch den Kommunionunterricht oder auch als Ministrant im Gottesdienst. Auch bei Jugendfahrten bin ich mit dabei gewesen. Und eines Tages kam Herr Norbert Bartsch zu uns nach Hause, um mit meinen Eltern die Erstkommunions- Vorbereitung meines kleinen Bruders zu besprechen. Da fragt er mich (wir kannten uns gut): „Und was hast du nun nach der Schule vor?“ Ich war gerade 18, hatte nach der Realschule in Aken (Elbe) meine Fachhochschulreife in Köthen abgeschlossen. Ich wusste noch nicht so richtig, wo‘s hingehen soll.
Er schlug mir die Ausbildung zum Gemeindereferenten vor, für die ein dreijähriges Studium der Religionspädagogik erforderlich ist. Obwohl die Bewerbungsfrist für das Studium eigentlich abgelaufen war, durfte ich nach einem Telefonat mit dem Ausbildungsleiter in Magdeburg mich doch noch bewerben. Nach einem persönlichen Gespräch in Magdeburg und nach einem Gespräch mit dem zuständigen Professor in Paderborn konnte es dann losgehen. Heute heißt dieser Studiengang „Angewandte Theologie.“ Ich habe meinen Studiengang immer „Theologie Light – alles wichtige enthalten“ genannt.
- H.: Soll es denn vielleicht in Richtung Priesteramt gehen?
Tim: Nein, ganz bestimmt nicht. Das ist nichts für mich. Ich habe eine Freundin und kann mir daher ein Leben im Zölibat nicht vorstellen.
- H.: Was wird Ihr Tätigkeitsfeld sein in unserer und noch drei weiteren Pfarreien?
Tim: Mein Feld ist in erster Linie die Jugendarbeit – unter dem begrenzenden Faktor der Zeit. In meiner 40 Stunden-Woche gilt es, vier Pfarreien, (wenn man es ganz genau nimmt: 13 Kirchorte) zu betreuen, also wöchentlich im Schnitt 10 Stunden pro Pfarrei. Dass ich trotz aller Euphorie damit keine Wunder bewirken kann, ist aber auch den Gemeindemitgliedern klar. Bei den weiterhin schwindenden Zahlen an Mitarbeitern, ist daher die Aktivität und der Ideenreichtum der Gemeindemitglieder unverzichtbarer Bestandteil einer lebendigen Gemeinde, die die Jugendlichen, durch meine und deren eigene Impulse (so hoffe ich) mitgestalten werden.
Neben der Jugendarbeit sind auch die Erstkommunion-, und Firmvorbereitung Arbeitsfelder, die ich in Zukunft anleiten, aber nicht unbedingt selbst vollständig durchführen werde. Weitere Felder sind die Feier der Krankenkommunion und der Wort-Gottes-Feier.
- H.: Wie wollen Sie die Jugend für Kirche und Religion begeistern? Der Trend geht ja eigentlich in eine andere Richtung.
Tim: Für mich ist, zumindest hier in Querfurt, von Vorteil, dass es schon Jugendarbeit gegeben hat. Zwar hat Corona überall vieles ausgebremst in den letzten beiden Jahren, aber die Jungen und Mädchen im Alter von 13 bis 18 Jahren, mit denen ich hauptsächlich zu tun haben werde, waren hier schon in Jugendgruppen integriert. Anders sieht es in den anderen Pfarreien aus. Da weiß man gar nicht, wie man anfangen soll. Über den alleinigen Postweg hat es jedenfalls nicht funktioniert. Denn da kam niemand. Ich habe schon überlegt, ob ich bei den Familien anfrage, um sie einmal zu besuchen. Das ist immens zeitaufwendig, aber vielleicht die einzige Möglichkeit mit Ihnen ins Gespräch zu kommen und so die erste Hürde zu nehmen.
- H.: Eine große Aufgabe. Da wünsche ich Ihnen viel Erfolg!
Wir vom Oeku haben in den letzten Jahren für unsere Mitglieder und zum Teil auch für den ganzen Ort Themenabende oder auch Meditationstage und ähnliches angeboten. Wären Sie ein Ansprechpartner für solche Vorhaben in der Zukunft oder sind Sie völlig ausgelastet mit all ihren Aufgaben?
Tim: Gerne, wenn ich die Zeit habe. Sie sollten aber immer langfristig Kontakt zu mir aufnehmen, damit ich das in meinen Plan einbauen kann.
- H.: Das ist gut zu wissen. Danke dafür!
Bevor wir zum Schluss kommen, möchte ich noch auf Ihren Flyer zu sprechen kommen. Sie sprechen von einer Vision. Können Sie das für uns nochmal in Worte fassen?
Tim: Ich träume davon, dass die Kirche eine Gemeinschaft ist, in der wir zusammenkommen, um etwas zu bewegen, aber auch um Geselligkeit zu pflegen.
Es ist mir bewusst, dass die Kirche Fehler gemacht hat, die nun auf den gemeinsamen Schultern aller lasten. Aber schauen wir zur Abwechslung auf das Gute, das von der Kirche (evangelisch und katholisch) geleistet wurde und geleistet wird: die Schulen, Kitas, die Sozialstationen, d. h. die Hilfe für den Nächsten. Die Kirche ist eine gut durchdachte Institution, die Einiges bewegen kann.
Mein Wunsch ist es, mit der Gemeinde ins Gespräch zu kommen und gemeinsam mit ihr die kommenden Jahre zu gestalten.
- H.: Herzlichen Dank für das nette und offene Gespräch. Unser Verein wird sich über gemeinsame Aktivitäten freuen!