Goldene Narzissen

Ich ging allein, den Wolken gleich,

Die über Tal und Hügel fliegen,

Da sah ich jäh vor mir ein Reich

Von goldenen Narzissen liegen.

Am See auf waldgesäumter Wiese

Wogten im Tanz sie in der Brise.

Wie nachts am Firmament der Schein

Sich flimmernd dehnt zu ferner Flucht,

Erstreckten endlos ihre Reih’n

Sich am Gestade einer Bucht.

Zehntausend warns auf einen Blick,

Keck warfen sie den Kopf zurück.

Die Wellen tanzten mit, doch sie

warn heitrer als der Wellen Glanz.

Ein solches Bild von Harmonie

Füllt eines Dichters Seele ganz.

Ich sah und sah, kaum daß ich dachte,

Wie reich mich dieser Anblick machte.

Oft, wenn auf meiner Couch ich ruh,

In heitrer oder trüber Zeit,

Blitzt mir ihr Bild von innen zu,

Beseligt meine Einsamkeit.

Dann jauchzt mein Herz, neu hingerissen,

Und tanzt vergnügt mit den Narzissen.

Aus dem Englischen von William Wordsworth (770-1850)

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