Diesmal bezieht sich die Predigt auf das Evangelium nach Markus (7,1-8):
Die Pharisäer und einige Schriftgelehrte, die aus Jerusalem gekommen waren, hielten sich bei Jesus auf. Sie sahen, dass einige seiner Jünger mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen aßen. Die Pharisäer essen nämlich wie alle Juden nur, wenn sie vorher mit einer Handvoll Wasser die Hände gewaschen haben, wie es die Überlieferung der Alten vorschreibt. Auch wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, ohne sich vorher zu waschen; noch viele andere überlieferte Vorschriften halten sie ein, wie das Abspülen von Bechern und Krügen und kupfernen Kesseln. Die Pharisäer und Schriftgelehrten fragten ihn also: „Warum halten sich deine Jünger nicht an die Überlieferung der Alten, sondern essen mit unreinen Händen?“ Er antwortete ihnen: „Recht hatte der Prophet Jesaja, als er über euch Heuchler sagte, wie es geschrieben steht: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz ist aber weit weg von mir. Es ist sinnlos, wie sie mich verehren; was sie lehren sind Satzungen von Menschen. – Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen.“
Es ist schon zu einer guten Routine geworden, das Händewaschen in der Corona-Zeit, denn es schützt wirklich. Aber nicht nur dies, sondern viele andere Traditionen und Bräuche bestimmen unser Leben. Und manchmal ist es gut zu fragen, warum man dieses oder jenes überhaupt tut.
Denn alles Vertraute kann schnell zur Routine werden, dann wird es hohl und leer. Und wenn man sich bei bestimmten Festen nur besucht und beschenkt, weil es immer so war, dann könnte man dies auch sein lassen.
Doch schauen wir noch einmal auf die Szene in unserem Evangelium. Jesu Wunder und Predigten haben ihn bekannt gemacht. Gerade hatte er 5000 Menschen beim Brotwunder satt gemacht. So wird man auch in der religiösen Zentrale in Jerusalem auf ihn aufmerksam und will testen, ob alles rechtens ist. Auch das Händewaschen vor jeder Mahlzeit gehört zu den Gesetzen und Geboten, die anzeigen, ob man rein und damit fähig ist, am Kult der jüdischen Gemeinde teilzunehmen. Was Jesus hier aber auf die Palme bringt, ist nicht das Bemühen der Pharisäer und Schriftgelehrten um ein gottgefälliges Leben, sondern dass sie nur an Äußerlichkeiten festhalten. Gottes Gebote wollen Leben ermöglichen und helfen, seine Liebe zu finden. Sie wollen nicht das Leben verkomplizieren oder gar den Blick auf seine Barmherzigkeit verstellen. Wie schnell waren in früheren Zeiten die Gebote und religiösen Vorschriften wichtiger als der Glaube, sodass Viele ihren Glauben an den liebenden und barmherzigen Gott verloren. Die vielen Gesetzesvorschriften haben oft zu der Meinung geführt, dass nur der den Himmel verdient, der alle seine Pflichten erfüllt hat.
Jesus wollte aber das Eigentliche und Wichtige deutlich machen: Was immer im Namen Gottes geschieht, soll von Herzen kommen und nicht nur äußerlich sein. Jesus hat die Gebote nicht abgeschafft, aber die Prioritäten neu verteilt. Ein Gott, dem man nur gefällt, wenn man alle Gebote einhält, gleicht eher einem Buchhalter. Unserem Gott können wir nur gefallen, indem wir uns von ihm lieben lassen und so seine Liebe weiterschenken. Das Verhältnis zu ihm lässt sich nicht über Gesetzeskataloge regeln, sondern ist eine Herzenssache. Und damit geht jener alte Streit Jesu mit den Pharisäern auch uns heute an. Die Versuchung, in Äußerlichkeiten das Wichtigste zu sehen, liegt auch uns nahe. Da kann das Kreuzchen um den Hals oder die Christopherus-Plakette im Auto überwichtig werden, da kann ein Gebet nur leeres Geplapper und Pflichterfüllung sein.
Viele Worte, Symbole und Äußerlichkeiten können für uns hilfreich sein. Gott braucht sie aber nicht. Er schaut auf unser Herz.
Heinz Werner,
kath. Pfarrer in Querfurt